Hier kommt der versprochene Post darüber, wie jeder von uns
sein Kaufverhalten bzgl. Mode und Bekleidung ändern kann.
Ihr alle habt vielleicht in den Medien mitbekommen, dass vor kurzem eine
Nähfabrik in Bangladesch abgebrannt ist mit mehreren 100 Toten. Grund hierfür
sind die viel zu schlechten Arbeitsbedingungen unter denen dort produziert
wird. Auf viel zu engem Raum tummeln sich hunderte von Arbeitern, Notausgänge
sind kaum vorhanden oder nicht begehbar. Es gibt zahlreiche Dokumentation im
Internet, für alldiejenige die sich weiter mit dieser Materie auseinandersetzen
wollen. Ich empfehle unter anderem die Dokumentation über Kik via Panorama auf
ARD (über die Mediathek einsehbar).
Fakt ist, es ist nicht normal, dass man T-Shirts für 5 Euro oder weniger kaufen
kann, Kleider unter 20 Euro bekommt und es mittlerweile schon Blazer für wenige
Euros zu haben gibt. Es ist wichtig, dass man sich vor Augen führt, was mit
solch niedrigen Preisen alles verbunden ist. Neben den oben genannten,
furchtbaren Arbeitsbedingungen sorgen diese ganzen Dumping Preise unter anderem
dafür, dass Bekleidung seinen Wert verliert und die Arbeit, die hinter so einem
Kleidungsstück liegt nicht mehr geschätzt wird. Gleichzeitig leidet auch die
Qualität des Kleidungsstücks. Viele sind sich sogar durchaus bewusst, dass
billige Kleidung nicht lange hält, da diese aber kaum etwas kostet gehen sie
das Risiko ein, das Kleidungsstück nach kurzer Zeit wegzuwerfen. Es wird also
schon davon ausgegangen und förmlich damit geplant, dass man seine Kleidung
nach wenigem Tragen wegwirft.
Ich habe mich in der Vergangenheit sehr oft über Primark
geärgert, da ich die Philosophie und das ganze Ladenkonzept grauenhaft finde.
Man sieht auch welche Auswirkungen das Ganze auf die Kunden hat und wie diese
mit Kleidung umgehen. Macht doch einmal den Extrem-Vergleich. Primark
verglichen mit einer Mode-Boutique am Kurfürstendamm in Berlin. Niemals würde
man auch nur auf die Idee kommen zu Chanel hereinzuspazieren, sich ein Kleid anzuschauen
und dieses auf den Boden fallen zu lassen oder gar liegen zu lassen, wenn es
beim Anschauen vom Bügel rutscht. Warum nicht? Weil man es als wertvoll
erachtet. Mal abgesehen davon, dass sich viele wahrscheinlich gar nicht bei
Chanel reintrauen werden, sollte dieses Bewusstsein für Kleidung auch in
günstigeren Geschäften zu finden sein.
Mir als Modedesigner tut es in der Seele weh, wie viele
Menschen mit Bekleidung umgehen. Ich selbst weiß, wieviel Arbeit dahinter
steckt z.B. den Schnitt für ein Hemd zu erstellen und dieses anschließend zu
nähen. Sicherlich sind die Arbeitsprozesse in der Industrie systematischer und
automatischer, jedoch ist der Ablauf der Gleiche.
Wie kann man also anfangen etwas zu ändern? Am besten
versucht man einmal selbstkritisch sein eigenes Kaufverhalten zu betrachten.
Wie viele Kleidungsstücke im Monat oder sogar im Jahr kauft man denn
eigentlich? Braucht man die eigentlich? Dazu sollte man einmal einen ehrlichen
Blick in seinen Kleiderschrank werden.
Sinnvoll kann z.B. sein seine Kleidung in „Ups“ und „Downs“
zu sortieren. Wie viele Oberteile habe ich eigentlich? Sind Basics vorhanden?
Auf
Johara’s Blog Berlinshopper gibt es eine wirklich sehr schöne Anleitung, wie man seinen Kleiderschrank
aufräumen kann und sich Gedanken dazu machen kann, welche Kleidung man wirklich
braucht. Das hilft auch ungemein um nicht vor dem leidigen Problem zu stehen: „Kleiderschrank
ist voll, aber was ziehe ich bloß an?“
Dinge die ich als wichtig erachte beim Kleidungskauf:
1. Es ist weniger nachhaltig neue Kleidung zu kaufen.
Das muss euch klar sein. Seht
Bekleidung als Investition an. Alles was über den Mindestbedarf an Kleidung
hinaus geht ist reiner Luxus.
2. Qualität statt Quantität.
Wenn ihr doch der Meinung seid, neue Kleidung sei notwendig, achtet mehr auf
die Qualität der Bekleidung. Kleidung sollte wieder etwas kosten dürfen. Ihr
werdet sehen, dass ihr mit qualitativer Kleidung gleichzeitig auch viel
wertvoller umgeht.
3. Macht den Vergleich.
Verabschiedet euch von Spontankäufen und vergleicht vielleicht auch mit anderen
Angeboten.
Wenn euch z.B. ein schwarzes
schlichtes Kleid im Kleiderschrank fehlt lohnt es sich mehrere Kleider zu
vergleichen. Dabei lernt man schnell auch sein Auge zu schulen, was
Verarbeitung und Qualität der Kleidung angeht. Schiefe Nähte, kratzige Stoffe,
im Kaufrausch übersieht oder ignoriert man so etwas gerne einmal
4. Schaut euch die Waschschilder an.
Ich bin beispielsweise gerade sehr
ausgebremst, wenn es darum geht mein Geld für Bekleidung auszugeben. Von
Kleidung „Made in Bangladesch“ halte ich mich prinzipiell fern und momentan
kann man sich beinahe schon 100% sicher sein, dass ein Kleidungsstück made in
Bangladesch ist, sobald es unter 10 Euro kostet. Es gibt viele andere arme
Länder, in denen billig produziert wurde z.B. Cambodia, Indien etc. Diese haben
China mittlerweile schon beinahe überholt, da man in diesen Ländern noch weitaus
günstiger produzieren lassen kann.
Ist euch dabei vielleicht schon einmal aufgefallen, dass in den
Kleidungsstücken von Primark nicht ein Hinweis vermerkt ist, wo sie ihre Ware
produziert haben? Ich habe mittlerweile rausgefunden, dass man keine Kennzeichnungspflicht
innerhalb der EU hat, wenn man auch wirklich nur innerhalb der EU verkauft. Ich
find es jedenfalls eine Frechheit und bin der Meinung, dass man solch ein intransparentes
Verhalten boykottieren sollte
.
5. „Ich habe wenig Geld und bin auf Billig-Kleidung
angewiesen“.
Ihr wisst nicht wie oft ich über dieses Argument stolpere. Ich hab dafür nur
ein Wort übrig:
BULLSHIT. Wie ich schon oben meinte, ist eigentlich alles, was
über den Mindestbedarf an Kleidung hinaus geht (nämlich, dass man nicht nackt
über die Straße laufen muss, saubere Unterwäsche hat und nicht frieren muss)
Luxus. Ich muss bei diesem dämlichen Argument immer an meine Großeltern denken.
Meine Oma erzählt mir regelmäßig davon, wie sie früher während des zweiten
Weltkriegs und auch die Zeit danach kaum Bekleidung zur Verfügung hatten. Das
Geld war knapp, aber auch das Angebot war rar. Dementsprechend wurde
improvisiert. Man reparierte seine Kleidung oder machte aus alten
Kleidungsstücken neue. Sie erzählte mir auch davon, wie sie aus alten Gardinen
Kleider nähte.
Mein Opa hat einen jahrzehnte alten Strickpullover, welcher schon an etlichen
Stellen gestopft wurde und so seinen ganz eigenen Charme hat. Wir sollten uns ein Beispiel an der alten Generation nehmen. Dabei spreche ich
auch nicht davon, dass man seine Kleidung selbst nähen muss. Jedoch sollte man
bewusster mit seinem Geld umgehen und generell mit dem was man hat. Wenn ich
mein Geld für Kleidung verschwende, die eh kaum hält, dann muss ich mich nicht
beschweren, dass ich mein Geld zum Fenster hinauswerfe.
Ich habe einmal das Argument gelesen, dass anstelle sich eine Hose für 50 Euro
zu kaufen, man ja z.B. bei Primark sogar 5 Hosen für diesen Preis bekommt. Aber
was hat man davon? Sollte man nicht lieber in Qualität investieren und sich
auch wieder mit dem Gedanken anfreunden Kleidung über Jahre, wenn nicht sogar
Jahrzehnte zu behalten? Ich hab z.B. eine Jeansjacke in meinem Kleiderschrank,
die ich mit 12 Jahren gekauft habe und sie passt
erstaunlicherweise immer noch. Es ist
natürlich klar, dass man gerade in Teenager Jahren sowohl äußerlich als auch
innerlich wächst und es durchaus einmal angebracht ist, seinen Kleiderschrank
auszumisten. Jedoch sollte schon beim Kauf genau beurteilt werden, wie lang
dieses Kleidungsstück denn nun im Kleiderschrank bleibt.
Zusätzlich gibt es tolle Plattformen wie
Kleiderkreisel, Ebay oder der Second Hand Laden nebenan, so dass das Argument
mit dem wenigen Geld nun wirklich gar nicht zählt. Wie man der Greenpeace
Studie entnehmen kann, tut man sich in den meisten Fällen auch selbst keinen Gefallen,
wenn man die billigen mit Chemie verseuchten Kleidungsstücke trägt.
Was die Materialien angeht kann man sich
streiten, welche nun wirklich nachhaltig sind. Hier ein paar Fakten:
- Baumwolle wächst zwar nach, aber belastet die
Umwelt oft mehr als beispielsweise recyceltes Polyester. Es gab auch schon
genug Skandale bzgl. falsch gekennzeichneter Bio-Baumwolle. Ich denke ein Bio-Baumwoll-recyceltes-Polyester
oder Polyamid Gemisch wird auf lange Sicht die Zukunft sein.
- Viskose wird zwar aus natürlicher Cellulose
gewonnen, ist aber im eigentlichen Sinne eine Chemiefaser. Bambus-Viskose fand
ich bisher recht interessant, da sie zwar absolut gar keine gesonderten
Eigenschaften zu anderer Viskose hat (leider wird hier dem Kunden oft das Blaue
vom Himmel vorgelogen) jedoch ist der Rohstoff Bambus durch sein sehr schnelles
Wachstum und seine Robustheit weit aus nachhaltiger als Viskose, welche aus
anderen Hölzern gewonnen wird.
- Leder oder Kunstleder? Ist ja auch gern ein
Streitthema unter Vegetariern und Veganern. Bekanntlich kommt ein Großteil der
Häute als Nebenprodukt der Fleischindustrie auf. Auch hier gibt es natürlich
nachhaltige und weniger nachhaltige Prozesse um aus den Häuten langlebiges
Leder herzustellen. Kunstleder hingegen
wird extra produziert und entsteht zumeist aus Erdöl. Dem Geruch einiger
Kunstleder Produkte nach zu urteilen liegt hier auch eine große Gefahrenquelle
für Schadstoffe. Ich selbst habe mir einmal Kunstleder für eine Semesterarbeit
gekauft und das Zeug hat meine ganze Wohnung vollgestunken. Kopfschmerzen inkl..
- Kunstfell kurbelt den Felltrend genauso sehr an
wie Echtfell. Wer also gegen Fell ist, sollte meiner Meinung nach auch auf
Kunstfell verzichten (ein bisschen Fell an der Kapuze find ich dabei weniger
tragisch als diese massiven Fellwesten, die man momentan ständig sieht.)
Wie ihr seht ist das Ganze ein ziemlich komplexes Thema und
oft muss man auch ein wenig abwägen. Prinzipiell bin ich der Meinung das
heutzutage viel mehr Kleidung produziert wird als nötig und auch viel mehr
weggeworfen wird als Muss. Prinzipiell sollte das Wegwerfen von Textilien auf
ein Minimum beschränkt werden. Es gibt genügend Anlaufstellen um Kleidung zu
spenden. Ich hoffe dass sich zumindest ein paar Leute meine Worte zu Herzen
nehmen.
Es liegt an uns ob sich etwas an der Situation ändert.